Jetlag-Photography

Eine meiner ganz speziellen Arten zu fotografieren: Abends gar nicht erst ins Bett gehen, sondern nachts einen besonderen Sonnenaufgangspunkt zu erwandern.
Warum sich das lohnt, wird hier erklärt: Fototouren mit Kick: Jetlag Photography

Traumlandschaft mit Alpenrosen

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Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, f/8 bei 1/15s, ISO 100, RAW, Stativ, Selbstauslöser, Grauverlaufsfilter.


Während der nächtlichen Anreise regnete es im Inntal noch in Strömen. Ich dachte schon, dass diese Tour buchstäblich ins Wasser fällt. Erst kurz vor dem Ziel in den Tuxer Alpen lichteten sich die Wolken und ließen das Mondlicht durch. Zwei Stunden später ließ die aufgehende Sonne Berge und Wolken in magischem Licht leuchten. Im Hochmoor duftete die klare Bergluft würzig nach Blüten, um mich herum war ein Meer aus Alpenrosen, Wollgras und Farnen – eine paradiesische Morgenstimmung, wie ich sie noch nie erlebt habe.

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Canon EOS 50D mit EF 70-200 L IS USM @ 200, f/8 bei 1/160s, ISO 100, RAW.

Spaciges bei Nacht: Liftanlage und Milchstraße

Spacelift

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/4, ISO 2500, RAW, Stativ, Dunkelbildabzug via EBV.

In einer klaren Nacht war ich mit meinem Fotokollegen Tom mal wieder auf Sternenjagd. Tom hatte dafür einen guten Platz auf 1.700 Metern Höhe im Sudelfeld-Gebiet ausgekundschaftet. Immerhin 600 Höhenmeter mussten wir zu Fuß erwandern.
Als wir an der Location ankamen, war es längst dunkel. Über uns war die Milchstraße deutlich sichtbar und es ist lange her, dass ich so viele Sterne gesehen habe. Nachdem wir uns orientiert hatten, suchte sich jeder ein schönes Plätzchen zum Fotografieren. Ich experimentierte gerade mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, da hörte ich aus Toms Richtung plötzlich ein Stolpern. Dann trappelte ein unsichtbares „Etwas“ mit hoher Geschwindigkeit durch die Dunkelheit auf mich zu. Gleichzeitig rief Tom warnend einen Satz zu mir herüber, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde: „Stefan, da kommt a Gams!“
Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Während das Tier auf mich zurannte, dachte ich alle möglichen Sachen. Schnell die Gams fotografieren – geht nicht, viel zu dunkel, kein Tele an der Kamera. Weglaufen und mich in Sicherheit bringen – geht auch nicht, weil meine Stirnlampe aus war und ich weder die Gams sehen konnte noch den Boden vor meinen Füßen. Die Gams durch Lärm verjagen – irgendwie albern, und was hätte ich rufen sollen …
Als meine ratlose Schockstarre sich löste, hatte die Gams längst das Weite gesucht. Sie stieß noch den typischen schrillen Warnruf aus und ward dann nicht mehr gesehen. Sternennächte bergen offenbar ihre ganz eigenen Überraschungen – war ja nicht das erste Mal

Milchstraße über dem Sudelfeld

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/4, ISO 1600, kamerainterne Rauschunterdrückung aktiv, RAW, Stativ, Dunkelbildabzug via EBV.

Fotografisch war die Nacht für mich völliges Neuland: Ich versuchte, scharfe Fotos von Sternen und der Milchstraße zu machen. Da sich die Erde unter dem Sternenhimmel dreht, müssen die Belichtungszeiten entsprechend kurz sein, damit die Lichtpunkte am Himmel nicht zu Eiern oder Strichen verwischen. Leider hat mein Weitwinkelobjektiv nur eine Anfangsblende von f/4 – dadurch war ich zu extrem hohen ISO-Werten gezwungen, bei denen der Sensor der 50D starkes Bildrauschen produziert.
Ich bin noch am Experimentieren, wie ich dieses Bildrauschen in der Nachbearbeitung am besten in den Griff bekomme. Erste Ansätze mit einem manuellen Dunkelbildabzug habe ich gefunden – mehr dazu später, wenn ich meine Technik hoffentlich noch verfeinert habe.
Das organgefarbene Leuchten am unteren Rand der Bilder stammt vom Streulicht aus dem Tal. Beim nächsten Mal werden uns einen Platz suchen, der besser abgeschirmt ist.

 

Frühlingsmorgen auf der Alm

Canon EOS 50D mit EF 70-200 L IS USM @ 70mm, 1/3s bei f/8, ISO 100, RAW, Polfilter, Stativ, Spiegelvorauslösung, Kabelauslöser.

An einem milden Frühlingsmorgen streift das erste Sonnenlicht die nördlichen Ausläufer der Chiemgauer Berge. Ende Mai sind die Kühe wieder auf der Sommerweide. Im Hintergrund sieht man im Dunst das Ufer des Chiemsees. So früh am Morgen ist alles noch still. Außer dem Zwitschern der Vögel hört man nur ab und zu das Bimmeln der Kuhglocken.

Ohne Weidewirtschaft können die typischen Bergwiesen der Alpen nicht erhalten werden. Sie würden im Laufe der Zeit verbuschen und schließlich vom Bergwald überwuchert werden. Viele Pflanzenarten würden dann verschwinden, weil sie im Dunkel des Waldes nicht wachsen können.

Früh morgens am Chiemsee

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L f/4 USM @ 17mm, 1/13s bei f/8, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung, Kabelfernauslöser, RAW.

An einem klaren, kalten Frühlingsmorgen entstand diese Aufnahme am Ostufer des Chiemsees. Der Weg zur Location war kurz aber spannend – plötzlich stand ich mit dem Auto mitten auf einem Campingplatz! Dann habe ich doch noch einen Parkplatz am Waldrand gefunden. Von dort aus habe ich mit viel Glück über zwei unverhofft auftauchende Trampelpfade das Seeufer erreicht. Im Dunkeln ist eben alles etwas schwieriger als bei Tageslicht. Am Ufer angekommen sah es dann ganz anders aus als vermutet – aber zum Glück war da der Baumstamm und diese kleine Insel …
Trotz Frühling hatte es nur -1 Grad. Nebst Gummistiefeln und dicken Socken haben sich mal wieder die Fotohandschuhe mit den aufklappbaren Fingerkuppen und die wärmenden Gelpads bewährt.

 

Mondspaziergang

Monduntergang über dem Zinnenberg

Canon EOS 50D mit EF 70-200 L IS USM @ 200mm, 1/30 s bei f/4, ISO 500, RAW, Stativ, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser. Bei der Entwicklung der RAW-Datei wurden Mond und Landschaft getrennt nachbelichtet - die Zeichnung des Mondes wäre sonst wegen Überbelichtung verloren gegangen. Leichte Vergrößerung durch Ausschnitt.

Nach einer einsamen und wunderschönen Nachtwanderung zwischen Kampenwand und Geigelstein wurde ich gegen 5.45 Uhr mit diesem Blick auf den untergehenden Mond belohnt. Wegen des langen Weges, den ich in dieser Nacht vor mir hatte, hätte ich mir den Wecker auf 1 Uhr stellen müssen. Deshalb habe ich mich entschieden, mir den Umweg über’s Bett zu sparen – vermutlich hätte ich vor Aufregung sowieso nicht schlafen können.

Mondkapelle

EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 21mm, 10s bei f/4, ISO 100, RAW, Stativ, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser.

Beim nächtlichen Aufstieg auf verschneiten Wegen begleitete mich der helle Vollmond. Im Wald leuchtete das Mondlicht wie Silberstreifen zwischen den Bäumen hindurch. Die schneebedeckten Almwiesen leuchteten bläulich. Es war eine perfekte Nacht für eine Tour aus meiner Reihe „Jetlag-Photography“. Ich habe mich auch nur ein einziges Mal verlaufen …

Blick zurück ins Morgenrot

Canon EOS 50D mit EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/20s bei f/7.1, ISO 100, RAW, Stativ, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, Grauverlaufsfilter.

Kurz vor Sonnenaufgang bei -8 Grad ein Blick zurück über die Aufstiegsspur. Auf 1370 Metern Höhe sind selbst die Südhänge der Chiemgauer Alpen noch dick mit Schnee bedeckt. Ich war froh, dass ich ausreichend warme Kleidung, heißen Kaffee und meine Gamaschen dabei hatte. Wie durch ein Wunder ist das Wasser in der unisolierten Trinkflasche diesmal nicht gefroren. Durch Wärme-Gelpads in den Fotohandschuhen konnte ich meine Finger in der eisigen Kälte warm halten. Trotzdem ist das Fotografieren unter diesen Bedingungen deutlich erschwert – man überlegt sich dreimal, ob man wirklich die Finger aus den Handschuhen nimmt, um Objektive wechseln zu können.
 
Nachtrag: Gerade sehe ich, dass ich auch ein wenig Glück hatte bei meinem ausgedehnten Mondspaziergang. Ich wusste zwar, dass in dieser Nacht Vollmond sein würde – was ich aber bis jetzt nicht wusste ist, dass über mir der elftgrößte Vollmond innerhalb von 2000 Jahren am Himmel stand. Cooool …

Unterwegs am Brünnstein

Leuchtende Föhnwolken über dem Kaisergebirge
Die Geschichte dieses Bildes begann um drei Uhr morgens, als mein Wecker läutete und ich mich zwischen einer warmen Decke oder einem einsamen Aufstieg in Kälte und Dunkelheit entscheiden musste. Zum Glück habe ich mich aufgerafft – so war ich rechtzeitig vor Sonnenaufgang am Brünnsteinhaus im Mangfallgebirge.
Hoch stehende Föhnwolken und das rötliche Licht der aufgehenden Sonne sorgten für ein intensives Farbspiel über dem Kaisergebirge. Die Aufnahme entstand mit Stativ, Grauverlaufsfilter, Spiegelvorauslösung und Fernauslösung.
Die Temeraturen war trotz Jahreszeit und einer Höhe von 1360 Metern mild – es hatte nur knapp unter null Grad und die angekündigten Sturmböen des heranziehenden Tiefs hielten sich noch in Grenzen.
Zurück ging’s auf steiler, eisiger Bahn mit dem Schlitten – ein Vorteil, wenn man im Winter unterwegs ist.

Ein cooler Wintermorgen in den Bergen


Als ich – noch in der Dunkelheit – am Wanderparkplatz aus dem Auto stieg, hatte es etwa minus 10 Grad und es blies ein eiskalter Wind. Als meine Wanderstiefel endlich geschnürt und der Rucksack auf dem Schlitten festgezurrt war, hatte ich in den Fingern kaum mehr Gefühl. Beim Weg nach oben wurde mir allerdings schnell wieder warm. Nach einer guten Stunde hatte ich den anvisierten Aussichtspunkt in der Nähe des Spitzsteinhauses erreicht.
Es war während der Tour so kalt, dass das Wasser in der Trinkflasche zu einem Eisklumpen gefror. Selbst heiße Kaffeetropfen wurden an der metallenen Oberfläche der Thermoskanne sofort zu Eis. Die Metallkufen des Schlittens erzeugten ein quietschendes Geräusch, wenn sie über den harschigen Schee glitten. In viele Kleidungsschichten eingepackt und mit meinen neuen Fotohandschuhen ausgerüstet, ließ sich die Kälte aber ganz gut aushalten.
Knapp 20 Minuten vor Sonnenaufgang ist das obige Foto entstanden. Auch, wenn die für diesen Morgen angekündigte partielle Sonnenfinsternis wegen Schleierwolken nicht gut zu sehen war, hat sich der Weg mal wieder gelohnt.

Geschafft: Sonnenaufgang am Zireiner See

Am letzten klaren Herbstmorgen, bevor das Rofangebirge bis zum Frühjahr im Schnee versinkt, war ich zum Sonnenaufgang am Zireiner See (1900 m). An diesem Tag war einfach alles perfekt – Zeitplan, Aufstiegsroute, Wetterlage, Sonnenstand und Windverhältnisse waren die passenden Zutaten für eines meiner bisher schönsten Erlebnisse aus der Reihe Jetlag-Photopraphy. Schön war auch, dass mich Tom Bloch auf der Tour begleitet hat – so musste ich mich nicht alleine durch die Nacht schlagen.

Zireiner See im Rofangebirge

Das Konzept für die Fotos vom Zireiner See mit der Spiegelung der angeleuchteten Rofanspitze habe ich schon vor Monaten entwickelt. Eigentlich wollte ich es im Sommer umsetzen, mußte die Tour aber immer wieder verschieben. Einmal war ich schon unterwegs, mußte aber wegen nächtlichen Sommergewittern wieder umkehren. Ein anderes Mal, als ich tagsüber im Sommer schon einmal direkt am See war, trieb mich ein heftiges Gewitter im Laufschritt das Schauertalkar hinunter. Von allen Seiten kam das Wasser die Hänge herab, drei Bergbäche schwollen innerhalb kürzester Zeit zu Flüssen an und reichten mir beim Durchqueren fast bis zu den Knien. Erst nach drei Tagen waren meine Bergschuhe wieder ganz trocken.

Wegen des frühen Wintereinbruchs hatte ich das Projekt dann dieses Jahr schon aufgegeben. Aber durch das starke Tauwetter und die Rekordtemperaturen der letzten Tage wurden die Wege wieder passierbar. Der Restschnee in der Senke des Zireiner Sees verlieh dem Foto zusätzliche Struktur und Tiefe, was im Sommer nicht der Fall gewesen wäre.

Herbstmorgen

Brennender Baum
Am Wochenende konnte ich wieder meiner Lieblingsdiziplin frönen, der Jetlag-Photography. Um drei Uhr morgens ging ich von Aschau im Priental los, um auf einen Berggipfel zu steigen. Wie immer war der Aufstieg durch die Dunkelheit spannend. Nachdem ich im Schein der Stirnlampe den unteren Waldgürtel durchquert hatte, öffnete sich vor mir ein weites Hochtal. Am glasklaren Himmel leuchteten der abnehmende Mond und unzählige Sterne – es war atemberaubend schön.
Im weiteren Verlauf hatte ich etwas Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden. Zwei Mal musste ich umkehren, um dann auf einem anderen Weg als geplant mein Ziel anzusteuern. Immer wieder verlor sich der Weg auf den matschigen Almwiesen. Außerdem hüllten mich zeitweise dichte Nebelschwaden ein. Im Gipfelbereich war besondere Vorsicht bei der Wegsuche geboten, weil sich dort auch steile Abgründe befanden. Mit Ruhe und Systematik (immer an Kuhzäunen entlang) habe ich es nach dreieinhalb Stunden Aufstieg dann doch noch rechtzeitig zur Blauen Stunde geschafft. Während im Tal die Hirsche röhrten, tauchte das immer rötlicher werdende Morgenlicht alles um mich herum in goldenes Licht.
Morgenstimmung über dem Priental, Chiemgau
Im weiteren Verlauf meiner Route begegnete ich einer Herde Gämsen, beim Aufstieg querte vor mir ein Reh den Weg, am Gipfel besuchte mich ein Rotkehlchen. Keines der Tiere ließ sich allerdings fotografieren – sie waren viel zu schnell wieder verschwunden.