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Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu Fotografie und Bildbearbeitung

GPS mit der Canon EOS 6D und Linux

GPS-TRack, aufgezeichnet von der Canon EOS 6D, visualisiert mit GoogleEarth unter Linux

GPS-Track, aufgezeichnet von der Canon EOS 6D, visualisiert mit GoogleEarth unter Linux

 
Ein nettes Feature der Canon EOS 6D ist der kamerainterne GPS-Empfänger. Anfangs dachte ich, dass ich ihn nicht viel nutzen werde. Mittlerweile habe ich es aber schätzen gelernt, dass die Canon EOS 6D GPS-Tracks mitloggen und die GPS-Daten des aktuellen Standortes beim Fotografieren in die Exif-Daten der Bilder schreiben kann.

Dabei ersetzt die 6D kein GPS-Handy, denn sie hat keinen Kompass. Man kann also nicht bestimmte Koordinaten eingeben und sich die Richtung anzeigen lassen. Die Canon EOS 6D kann einfach nur geografische Position und – vorausgesetzt, es werden genügend Satelliten empfangen – die Höhe über dem Meeresspiegel anzeigen.

Bei Bergtouren nutze ich den GPS-Empfänger gerne, um besser abschätzen zu können, wie viele Höhenmeter mich noch vom Ziel trennen. Das hilft mir, Kraft und Zeit gut einzuteilen. Zu Hause schaue ich mir die mitgeloggten GPS-Tracks dann meistens in GoogleEarth an, um zu sehen, wo ich genau war. Vor allem bei Erkundungstouren in weglosem Gebiet hilft mir diese Funktion dabei, nachzuvollziehen, wo ich war.

Da ich als Betriebssystem weder Windows noch Apple nutze, sondern Linux (derzeit OpenSuse 12.3) konnte ich die mit der Canon EOS 6D mitgelieferte „Map Utility“-Software von Canon nicht nutzen. Ich habe sie mir mal auf einem XP-Laptop angesehen und fand den Workflow mit „Map Utility“ extrem nervig und grausam umständlich. Zudem wurde die über USB angeschlossene Kamera nicht direkt als GPS-Gerät erkannt, man musste den Speicherinhalt des Loggers nach wie vor manuell über das Kameramenü auf die Speicherkarte exportieren und die Daten dann von der Karte mit „Map Utility“ öffnen. Also habe ich nach Mitteln und Wegen gesucht, die GPS-Logfiles aus der Kamera direkt unter Linux anzuzeigen.

Als erstes habe ich gelernt, dass Canon für die GPS-Aufzeichnung ein Standard-Format benutzt (NMEA 0183), dem lediglich ein paar standardwidrige Zeilen hinzugefügt werden. Dieses Format kann direkt ohne Konvertierung von vielen Geodaten- und GPS-Programmen verarbeitet werden, u.a. auch von GoogleEarth, das ich für Kartierungen bevorzugt nutze (mittlerweile in Verbindung mit einer MySQL-Datenbank, in der ich meine Placemarks und Tracks speichere). Sind die GPS-Daten der Canon EOS 6D via GPS-Menü der Kamera auf die Speicherkarte exportiert worden, kann sie GoogleEarth wiederum via Kartenleser von dort direkt lesen – ohne den Zwischenschritt einer Konvertierung z.B. durch „Map Utility“.

Jetzt war nur noch ein letztes Problem zu lösen. Moderne Speicherkarten nutzen als Dateisystem ExFAT, ein proprietäres Format vom Microsoft, das von Linux nicht von Haus aus unterstützt wird. Mittlerweile gibt es erste Versuche mit ExFAT-Treibern für Linux. Unter OpenSuse 12.3 hat bei mir fuse-exfat auf Anhieb funktioniert. Nun kann ich die GPS-Daten von der Speicherkarte direkt unter Linux öffnen (die entsprechenden Dateien vom Typ *.LOG liegen im Ordner misc/gps) und sie mit GoogleEarth anzeigen, bearbeiten und speichern.

Clearing Storm – wie man gute Lichtstimmungen findet

Clearing Storm

Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 70mm, 2s bei f/6.3, ISO 100, RAW, Selbstauslöser, Spiegelvorauslösung, Stativ.

Für beeindruckende Landschaftsaufnahmen ist gutes Licht oft der alles entscheidende Faktor. Aber anders als im Studio kann man in der Natur das Licht nicht direkt beeinflussen – man muss sich den natürlichen Bedingungen anpassen. Die meisten Menschen machen ihre Ausflüge tagsüber und bei schönem Wetter. Wenn sie aus dem Auto steigen, steht die Sonne bereits hoch am langweilig blauen Himmel. Das Licht ist grellweiß, hart, fällt fast senkrecht ein und sorgt für sehr starke Kontraste zwischen hellen und dunklen Bildbereichen – meist genau die falschen Faktoren für stimmungsvolle und einzigartige Landschaftsaufnahmen.

Dieses Bild ist als Fotoposter und hochauflösende Datei verfügbar. Für mehr Infos hier klicken ...

Canon EOS 50D mit Canon EF 400 L f/5.6 USM, 1/100s bei f/5.6, ISO 400, RAW, Stativ.

Auf der Suche nach gutem Licht spielen viele Faktoren eine Rolle, vor allem aber Sonnenstand und Wolkenbildung. Je nach Jahres- und Tageszeit steht die Sonne unterschiedlich hoch. Je tiefer die Sonne steht, um so mehr Rotanteile hat das Licht. Das kommt daher, weil es einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen muss, die wie ein Filter wirkt: Kurzwelliges Licht (blau) wird dabei stärker gedämpft als langwelliges Licht (rot), so dass sich eine wärmere Farbtemperatur des Lichts ergibt, was wir auf Fotos meist als schön empfinden. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, verstärkt sich die Rotfärbung. Zusätzlich können Wolken und Nebel das Licht dämpfen und sorgen dabei je nach Dichte und Winkel des einfallenden Lichts für einmalige dramatische Effekte. Gibt es allerdings zu viel davon, geht die Lichtfärbung ganz verloren – es wird einfach nur neblig, trüb und grau.

Für stimmungsvolles Licht ist also ein günstiges Zusammenspiel der genannten Faktoren nötig. Man braucht von allem etwas, aber nicht zu viel. Mit meteorologischen Grundkenntnissen und den entsprechenden Informationsquellen kann man eine gewisse Wahrscheinlichkeit für gutes Licht bereits im Vorfeld einer Fototour erkennen. In den letzten Jahren habe ich dabei ein Erfolgsrezept für gutes Licht entdeckt, das unter bestimmten Bestimmungen relativ zuverlässig funktioniert: Ich nenne es clearing storm (Ende eines Unwetters).

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Blick in die Loferer Steinberge am Ende einer Schlechtwetterperode

1944 nahm der Fotograf Ansel Adams das Bild Clearing Winter Storm (Das Ende eines Wintersturms) im Yosemite National Park in Kalifornien auf. Hier kann man das Bild auf der Website des Philadelphia Museum of Art sehen. Die Schwarzweißaufnahme zeigt ein winterliches Tal mit tief hängenden, dramatischen Wolken. Es ist eine Ikone der Landschaftsfotografie geworden, ein (immerhin wandgroßer) Abzug dieses Bildes wurde 2010 für 722.000 Dollar versteigert.

Ansel Adams wohnte nur wenige Meilen vom Aufnahmeort „Tunnel View“ entfernt. Er kannte die Stelle gut und hatte die Bildkomposition sicherlich schon länger im Kopf. Vermutlich hat er an dieser Stelle öfter fotografiert. Im Laufe der Zeit fand er heraus, welche Zutaten es brauchte, um ein wirklich einzigartiges Bild dieses Tales mit dem schönen Bridalveil Wasserfall aufzunehmen. Als die Bedingungen eines Tages perfekt erfüllt waren, machte er sich auf den Weg und das Bild war im Kasten. Sein Konzept ging auf: Tausende von Fotografen haben seitdem vor Kälte zitternd vergeblich versucht, das Foto von damals zu wiederholen. Manche kamen nah heran, haben das Original aber nie erreicht.

Das Bild und der Bildtitel „Clearing Winter Storm“ haben mich auf der Suche nach gutem Licht sehr inspiriert. Oft bin ich nachts unterwegs, um bei Sonnenaufgang am Ziel zu sein – daraus habe ich mein Konzept Jetlag-Photography entwickelt, das ebenfalls mit der Suche nach gutem Licht zusammenhängt. Da ich gerne in den Bergen fotografiere, brauche ich aus Sicherheitsgründen sicheres Wetter, denn bei Unwetter oder Nebel wäre eine nächtliche Bergtour unmöglich. Wolken und Nebel sind aber gleichzeitig wichtige Zutaten für einzigartige Lichtstimmungen – was also tun, um trotzdem beides miteinander kombinieren zu können?

Die Lösung besteht darin, das Ende eines Schlechtwettereinbruchs (Clearing Storm) zu nutzen. Am ersten Morgen nach einer Regenperiode befindet sich viel Feuchtigkeit am Boden und in der Luft. Nachdem das schlechte Wetter am Abend des Vortags abgezogen ist (das muss aus Sicherheitsgründen unbedingt gewährleistet sein!), kann ich sicher nachts die Location erreichen. Beim Sonnenaufgang befinden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Restwolken am Himmel, die vom glutroten Licht der aufgehenden Sonne zum Leuchten gebracht werden. In den Tälern bilden sich gleichzeitig Nebel (zumindest im Sommer und Herbst), was die Kulisse perfekt macht. Natürlich bleibt ein Restrisiko. Zieht das Unwetter langsamer ab als gedacht, kann ein dichtes Wolkenband am Horizont einen fotogenen Sonnenaufgang immer noch zunichte machen. Aber das habe ich nur ganz selten erlebt … ;)

Bedenken sollte man, dass sich vor allem in den Bergen die Temperatur während einer Schlechtwetterperiode stark abkühlen kann. Wenn man mit der „Clearing-Storm-Methode“ auf der Jagd ist, empfiehlt es sich, ausreichend warme Kleidung dabei zu haben.