
Skulptur "Psyche", fotografiert durch die geschlossene Eingangstüre des Museums. Am unteren Bildrand spiegelt sich der Vorplatz.
Vor kurzem war ich in der Neuen Pinakothek München, um mir die dort ausgestellten Gemälde unter fotografischen Gesichtspunkten anzuschauen. Vor allem die Landschaftsbilder waren dabei für mich sehr interessant.
Es ist faszinierend, wie die Maler des 19. Jahrhunderts das Licht nutzten, um ihren Bildern Brillianz und Struktur zu verleihen. Fast durchgängig wurden die Landschaften während dere Goldenen Stunde dargestellt, in der das Sonnenlicht weich und warm in einem flachen Winkel einfällt und der Szene Plastizität und Tiefe verleiht.
Bei größeren Szenen (sozusagen bei den Weitwinkel-Malereien) fiel mir auf, dass wichtige Bildteile oft durch „Spotlichter“ angestrahlt wurden. Dadurch wird das Auge beim „Erwandern“ des Bildes geführt, wie z.B. bei Ludwig Richters Bild „Der Watzmann“, bei dem das Auge vom Licht auf ein Kirchlein gelenkt wird.
Neben der „Belichtung“ haben die alten Meister konsequent auf die Linienführung geachtet. Viele Landschaftsbilder sind von einem Weg oder Fluss durchzogen, der den Blick des Betrachters in die Tiefe des zweidimensional abgebildeten Raumes führt, wie z.B. in Thomas Gainsboroughs „Landschaft mit Hirt und Herde“.
Schmunzeln musste ich z.B. bei dem Bild „Heroische Landschaft mit Regenbogen“ von Josef Anton Koch. Auf dem Bild ist ein Doppelregenbogen zu sehen. Weiter hinten, zwischen den im blauen Dunst liegenden Bergen, sieht man einen Strahlenfächer, ähnlich, wie ich ihn auch schon fotografiert habe. Bei Kochs Fächer fällt das Licht ziemlich steil von oben durch die Wolken.
Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass Regenbogen und Lichtfächer nicht gleichzeitig in der Natur vorkommen können, so wie Koch sie gemalt hat. Denn bei dem von ihm gemalten Lichtfächer fällt das Sonnenlicht ziemlich senkrecht von oben ein. Regenbögen entstehen in der Natur aber nur dann, wenn die Sonne in einem Winkel von 42 Grad oder flacher steht.
Der Besuch hat sich für mich sehr gelohnt. Mein fotografisches Wissen konnte ich vertiefen. Durch den gut gemachten Audioguide habe ich manche kunstgeschichtliche Information dazugewonnen und meinen analytischen Bilderblick geschärft.