Fotobiwak

Ausrüstung für’s Fotobiwak Teil I

Biwak

Biwak mit Zelt und Biwaksack auf einer Fototour in den Alpen

 
Zu meinen schönsten Erlebnissen gehören alpine Fotobiwaks – Übernachtungen im Hochgebirge unter freiem Himmel. Der große Vorteil dabei ist, dass man an den Rändern des Tages direkt vor Ort ist, wenn das Licht oft am besten ist. Der Nachteil: Man muss alles, was man für eine sichere Übernachtung braucht, selbst auf den Berg hochtragen, Verpflegung inklusive. Neben den örtlichen rechtlichen Gegebenheiten muss man sich unbedingt ausführlich über die Wetterlage informieren. Gewitter und Wind können in exponierten Lagen und großen Höhen schnell zu einem gefährlichen Problem werden.

In Österreich ist das Biwakieren in den Bundesländern rechtlich unterschiedlich geregelt, siehe Zelten-und-Biwakieren-in-Oesterreichs-Bergen.
Unkomplizierter ist es in der Schweiz: Dort darf unter Beachtung bestimmter Regeln oberhalb der Baumgrenze und außerhalb von Schutzzonen und Jagdgebieten biwakiert werden, siehe Campieren & Biwakieren in der Schweiz. Auf der Seite findet man auch entsprechende Links zu detaillierten Online-Karten, in denen die Schutzzonen verzeichnet sind.

Aber heute will ich mal nicht über Tourenplanung, Wetter oder Fotografieren schreiben, sondern über’s Essen – genauer gesagt über das Kochen bei einem Fotobiwak. Wer eine anstrengende Bergtour mit schwerem Rucksack hinter sich und eine kalte Nacht unter freiem Himmel vor sich hat, der freut sich über ein warmes Essen. Und der Seele tut eine heiße Tasse Tee im entscheidenden Moment auch ganz gut, wie ich selbst schon erlebt habe. Wie bei allem, was man lange tragen muss, sind bei der Kochausrüstung für’s Biwak zwei Dinge entscheidend: Packmaß und Gewicht.

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Gelkocher der Schweizer Armee mit Windschutz. Daneben Tasse mit platzsparendem Klappgriff und Aufsteck-Kaffeefilter

 
Angefangen habe ich wie oben im Bild zu sehen mit einem Gelkocher, wie ihn auch die Schweizer Armee benutzt. Er besteht aus einem Töpfchen mit alkoholhaltiger Brennpaste, auf das das Kochgeschirr mittels eines kleinen Abstandhalters aus Blech aufgesetzt wird. Das ganze nennt sich Notkocher M71, ist sehr kompakt und kostet keine fünf Euro. Die Hitze reicht, um Wasser für Tee oder Suppen zu erhitzen. Ein Windschutz ist ratsam, damit nicht zu viel Wärme verlorengeht. Gewicht mit Windschutz: Etwa 390 Gramm. Ich habe damit mit eiskaltem Wasser für bis zu zwei Personen Kaffee, Tee und Tütensuppen gekocht. Gegenüber einem Esbitkocher hat der Gelkocher den Vorteil, dass der Brennstoff nicht giftig ist, fast rußfrei verbrennt und man die Flamme jederzeit durch Auflegen des Deckels auf den Brenner wieder löschen kann. Brennpaste zum Nachfüllen bekommt man in jeder Drogerie. Der Gelkocher funktioniert bestens und schont den Geldbeutel, wenn auch ein wenig Geduld und ein ruhiges Händchen (Kippgefahr) nötig sind. Meine Version des M71 passt genau in den Becher, nimmt also kaum Platz im Rucksack weg. Bei starkem Wind und Regen dürfte das Kochen mit diesem System allerdings schwer bis unmöglich werden.

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Spezial-Gaskocher und Beutel mit gefriergetrockneter Instant-Nahrung

 
Um die Wartezeit beim Kochen zu verkürzen, habe ich mir mittlerweile einen Gaskocher angeschafft. Es ist ein japanisches Spezialmodell, das keinen Windschutz benötigt, weil die Flamme besonders nah am Topfboden austritt. Das Ding ist winzig klein (87 x 45 mm), kostet stolze 100.- Euro und benötigt eine Gaskartusche (Schraubkartusche mit selbst schließendem Ventil, kann nach Benutzung wieder abgeschraubt werden). Gesamtgewicht mit 100-Gramm-Kartusche: Etwa 200 Gramm. Ein Piezo-Zünder sorgt dafür, dass sich das System gefahrlos entzünden lässt. Das hat auch in 2.500 Metern Meereshöhe bisher bestens funktioniert.

Der Gaskocher ist für mich das optimale System. Er ist winzig klein und federleicht, zuverlässiger und effektiver als der Gelkocher, sauberer und einfacher zu handhaben als ein Benzinkocher (kein Reinigen erforderlich). Er passt zusammen mit dem aufsteckbaren Mehrweg-Kaffefilter und einer 100-Gramm-Kartusche in meinen 1400ml-Kessel aus anodiertem Aluminium. Eine Reservekartusche passt außerdem perfekt in den Becher, was Platz im Rucksack spart.

Wer auch bei Minusgraden draußen kochen will, kommt allerdings an einem Benzinkocher kaum vorbei, denn selbst spezielle Gasmischungen mit Isobutan frieren während des Gebrauchs bei knapp über Null Grad ein. Als Schönwetterbiwakierer war das für mich aber bisher kaum ein Thema.

Was den Speiseplan betrifft: Richtig kochen mit frischen Zutaten ist mir am Berg zu aufwändig und wäre im Rahmen der beschriebenen Hightech-Puppenküche auch nicht ganz einfach. Ich brauche den Kocher ausschließlich, um damit Wasser für Tee und Kaffee, Suppe aus Brühwürfeln und gefriergetrocknete Fertiggerichte aus der Tüte zu erhitzen. Das benötigte Wasser ist meist vor Ort vorhanden (dazu später mehr), das spart Platz und Gewicht im Rucksack. Zusätzlich habe ich für den kleinen Hunger zwischendurch (und um die Verdauung in Gang zu halten) Äpfel, Studentenfutter, Trockenfrüchte und Früchteriegel dabei. Ein paar Tage lassen sich damit ganz gut aushalten.

Am Sichelsee in Osttirol

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/160s bei f/8, ISO 200, RAW

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/160s bei f/8, ISO 200, RAW

Ich habe mir einen lange gehegten Wunschtraum erfüllt und war zwei Tage alleine in den Osttiroler Alpen auf einer Biwaktour unterwegs. Da ich am ersten Tag einen Abzweiger verpasst habe. hat sich meine Tourenplanung etwas geändert und es wurde ein Stückerl weiter. Das obige Foto zeigt den Sichelsee im späten Nachmittagslicht. Bis dahin waren es für mich knapp 10 Kilometer Strecke mit 1600 Höhenmetern Aufstieg und 850 Höhenmetern Abstieg. Zwischendrin bin ich in weglosem Gebiet herumgeirrt und habe erst nach einem größeren Umweg die Wegmarkierungen wieder gefunden. Dabei war mir das Wasser ausgegangen und ich war heilfroh, als ich nach einigen trüben Lacken endlich ein frisches Bächlein fand, um meine Vorräte wieder aufzufüllen.

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40L USM @ ??mm,

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40L USM @ 17mm, 1/100s bei f/8, ISO 320, RAW

Dass ich letztlich ungeplant am Sichelsee gelandet bin, war zumindest in fotografischer Hinsicht großes Glück, denn dort blühte das Wollgras so dicht, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe.

Fotografie, Licht und Psyche

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/80s bei f/11, ISO 800, RAW

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/80s bei f/11, ISO 800, RAW

Dieser Sonnenaufgang in den Ötztaler Alpen hat mich daran erinnert, dass Fotografie viel mit Psyche zu tun hat. Im Herbst 2010 habe ich meinen Blog über Fotografie mit einem Bild der Psyche begonnen und damit unbewusst einen Volltreffer gelandet. Doch der Reihe nach: Was hat das obige Bild mit Psyche zu tun?

Schroffe Felsen, Schneefelder, tiefe Schatten und ein wolkenverhangener Himmel bilden einen spannungsreichen Kontrast mit den warmen Lichtstrahlen, die aus der sternförmig abgebildeten Sonne durch einen schmalen Spalt in der Wolkendecke auf die Landschaft fallen. Ich habe dem Bild den Titel „Silberstreif“ gegeben – es erinnert an den „Silberstreif am Horizont“, von dem man spricht, wenn in einer schwierigen Situation doch noch ein Grund zur Hoffnung besteht. Meine fotografischen Pläne für diesen Morgen sahen ursprünglich ganz anders aus. In meiner Phantasie hatte ich mir ausgemalt, wie der rötlich leuchtende Himmel vom stillen Spiegel eines klaren Bergsees reflektiert wird, umrahmt von einer schroffen Berg- und Felskulisse. Viele meiner Bilder entspringen einer solchen Phantasie, die mich inspiriert und mich antreibt. Dann beginnt die Arbeit der Umsetzung: Die Suche nach dem passenden Ort, das Berücksichtigen des Lichteinfalls, das Kalkulieren der Einflüsse von Wetter und Jahreszeit, die Touren- und Terminplanung und vieles mehr.

„Die einzig wahre Quelle der Kunst ist unser Herz, die Sprache eines reinen kindlichen Gemütes. Jedes echte Kunstwerk wird in geweihter Stunde empfangen und in glücklicher geboren, oft dem Künstler unbewusst aus innerem Drange des Herzens. Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von außen nach innen.“ – Caspar David Friedrich, Maler (1774-1848)

Wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die erhofften Bedingungen eintreten und meine sonstigen Verpflichtungen es zulassen, breche ich auf – das Abenteuer beginnt. Und letztlich weiß ich dabei trotz aller Planung nie, was mich erwartet und ob ich die ursprüngliche Bildidee tatsächlich umsetzen kann. So war es auch hier und alles kam anders als gedacht. Als ich nach zweitägiger Bergtour den Bergsee erreichte, sah alles ganz anders aus als in meiner Phantasie. Der See, der als Spiegel dienen sollte, was fast vollständig von Eis bedeckt. Das Wetter hatte sich ganz anders entwickelt – es gab viel zu viele Wolken. Ein kalter Wind kam auf. Der Ort wirkte fremd und unwirtlich und ich suchte nach objektiven Gründen, die Tour an dieser Stelle abzubrechen und statt des geplanten Biwaks den Abstieg anzutreten. Gut, dass ich nicht alleine war – denn mein Tourenbegleiter ließ sich von meinen Zweifeln nicht anstecken. Nach einer Tasse heißem Tee und einer warmen Mahlzeit sah die Welt wieder anders aus und wir schlugen das Biwak auf.

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/60s bei f/9, ISO 800, RAW

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/60s bei f/9, ISO 800, RAW

Als am nächsten Morgen der Wecker um 5 Uhr läutete, hatte sich immer noch nichts geändert. Von Sonnenlicht keine Spur, der Himmel war bedeckt und die Farben tot. Ich kroch trotzdem aus dem Biwaksack, machte ein paar dokumentarische Aufnahmen und legte mich wieder schlafen. Als ich kurz vor 6 Uhr wieder aufwachte, kam die Überraschung: der Gipfel über dem See leuchtete im rötlichen Morgenlicht. Und dann folgte eine halbe Stunde mit grandiosem Licht, die mir das Foto ganz oben auf dieser Seite beschert hat. Allein dafür schon hat sich das Aushalten und die dreitägige Bergtour gelohnt. Das Ergebnis war ganz anders, als geplant – und doch bin ich damit mehr als zufrieden und um eine Erfahrung reicher.

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/80 bei f/10, ISO 800, RAW

Canon EOS 6D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/80 bei f/10, ISO 800, RAW

Wenn die Bedingungen vor Ort alle Pläne zunichte machen, muss man sich eben geduldig auf das einlassen, was sich bietet. Das Tor der Psyche ist in beide Richtungen durchlässig: Von innen nach außen und umgekehrt. Man muss es nur offen halten – und das ist manchmal gar nicht so einfach. In der Bergfotografie kommt zum Faktor Psyche noch die körperliche Seite hinzu: Wenn man erschöpft und müde ist, kann es schwer bis unmöglich sein, sich auf das Fotografieren zu konzentrieren, Licht, Farben und Formen aufmerksam wahrzunehmen und durch Ausreizen der gestalterischen Möglichkeiten gut umzusetzen.

Mein erstes Fotobiwak II

Dieses Bild ist als Fotoposter und hochauflösende Datei verfügbar. Hier klicken für mehr Infos ...

Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/7.1, ISO 100, manuelle Belichtungskorrektur +0.3, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage.

Es fühlte sich richtig gut an, als ich aus dem gemütlich warmen Schlafsack lugte und den ersten Lichtstreifen des Morgenrots am Horizont erkennen konnte. Ich hatte eine gute und erholsame Nacht hinter mir, hatte nicht gefroren und bin gut damit klar gekommen, ganz alleine auf einem Gipfel oberhalb 1700 Metern unter freiem Himmel zu biwakieren. Ich blieb noch einige Zeit im warmen Schlafsack, bis das Licht intensiv genug zum Fotografieren war. Um nichts in der Welt hätte ich an diesem Morgen den Biwaksack mit meinem Bett zu Hause tauschen mögen.

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Canon EOS 50D mit Canon EF 70-200 L IS USM @ 78mm, 1/8s bei f/11, ISO 100, manuelle Belichtungskorrektur -0.3, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage.

Während das Licht des heranbrechenden Tages immer intensiver und heller wurde, genoss ich die Stille und nahm mir Zeit zum Fotografieren. Es war gar nicht so einfach, interessante Kompositionen zu finden, weil es in der unmittelbaren Umgebung wenige markante Gipfel und Bergflanken gab. Schließlich half die Sonne selbst nach und zauberte leuchtende Streiflichter auf einige Gipfel.

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Canon EOS 50D mit Canon EF 70-200 L IS USM @ 200mm, 1/1000s bei f/4, ISO 100, RAW.

Dieses erste Fotobiwak werde ich nie vergessen. Dank der guten Wetterbedingungen konnte ich jede Minute genießen. Ich freue mich schon auf’s nächste Mal – dann wieder mit einem echten Löffel von daheim.

Mein erstes Fotobiwak I

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Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 1/3s bei f/11, ISO 100,, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage. Komposit aus zwei unterschiedlichen Belichtungen für Himmel und Boden.

Vor kurzem habe ich zum ersten Mal unter freiem Himmel auf einem Berggipfel übernachtet. Es war ein spannendes und wundervolles Erlebnis, eine Nacht ganz alleine im 1-Million-Sterne-Hotel zu verbringen. Die Herausforderung lag vor allem im Gewicht meiner Ausrüstung. Denn wie der Titel „Fotobiwak“ schon sagt, hatte ich meine Fotoausrüstung und meine Biwaksachen (Schlafsack, Biwaksack, Isomatte, Kocher, etc.) dabei. Ich schätze, dass mein Rucksack so etwa 28 Kilo hatte – das ist für mich schon ziemlich am Limit. Aber ich habe mein Ziel gut erreicht und wurde durch ein herrliches Abendrot mit Blick auf den Chiemsee belohnt.

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Canon EOS 50D mit Canon EF 17-40 L USM @ 17mm, 30s bei f/5.6, ISO 100, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, RAW, Stativ, Wasserwaage.

Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Etwa dreizehn Stunden Dunkelheit lagen vor mir – meine erste Nacht alleine in freier Wildbahn. Vorher gab es aber noch einiges zu tun. Ich musste eine windgeschützte und halbwegs ebene Stelle für mein Nachtlager finden, Abendessen kochen und aus einem gegabelten Zweig einen Ersatzlöffel schnitzen (einen Löffel hatte ich vergessen). Zum Nachtisch gab es einen Monduntergang frei Haus, garniert mit einem klaren Sternenhimmel. Einsam fühlte ich mich überhaupt nicht – tief unter mir lagen die glitzernden Lichter von Inzell und Salzburg.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mich im Biwaksack eingerichtet hatte. Schließlich war es aber doch gemütlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Nacht war mild, ich schätze, es hatte etwa 5-7 Grad. Auch der Wind flaute ab und ließ mich bald in Ruhe. So konnte ich die Stille genießen und tatsächlich recht gut schlafen. Wie der Morgen war, berichte ich Euch in Teil zwei.