Erfahrungsbericht Dreibeinstativ Benro C3570F Carbon

Heute möchte ich über meine persönlichen Erfahrungen mit dem Dreibeinstativ Benro C3570F Carbon berichten. Es handelt sich um ein großes, stabiles Fotostativ aus Carbon mit ausfahrbarer Mittelsäule.

Benro C3570F mit Kompass und Nivellierlibelle Benro Klappverschluss
Benro Haken Benro C3570F mit FLM-Kopf

Technische Daten:

  • Jedes der drei Beine besteht aus drei Segmenten mit Klemmverschlüssen (auch als 4-Segment-Variante und/oder mit Drehverschlüssen erhältlich)
  • Durchmesser des dicksten Beinsegments: 32,5 mm
  • Durchmesser des dünnsten Beinsegments: 25 mm
  • Normale Höhe: 1525 mm (alle Beine ganz ausgefahren)
  • Maximale Höhe: 1800 mm (mit zusätzlich ausgefahrener Mittelsäule)
  • Minimale Höhe: 375 mm
  • Länge Zusammengeklappt (Packmaß): 715 mm
  • Gewicht: 1,90 kg (zuzüglich Stativkopf und Schnellwechselsystem)
  • Belastbarkeit: 18 kg (laut Hersteller)
  • Gewinde für Stativkopf: 3/8“ und 1/4“
  • Besonderheiten: Eingebaute Wasserwaage und Mini-Kompaß, Haken am unteren Ende der Mittelsäule zum Anbringen eines Stabilisierungsgewichtes.
  • Lieferumfang: Stativ mit Gummifüßen, Spikes, 1x Schaumstoffgriff, Werkzeugset und hochwertige Tasche mit abnehmbarem Tragegurt
  • Preis: ca. 369.- Euro (Stand Sommer 2011)

Warum habe ich mich für dieses Stativ entschieden?

Ich fotografiere mit einer Canon EOS 50D, einer Canon EOS 6D und Brennweiten von 17-400 mm. Mein fotografischer Schwerpunkt ist Landschaft, gelegentlich Panoramen (mit Nodalpunktadapter) und zunehmend auch Makros und Tiere. Meine Lieblingsmotive finde ich oft auf stundenlangen Bergtouren.

Mein altes Alustativ, ein Manfrotto 190 X ProB war mir für sein relativ hohes Gewicht (2,4 kg) zu wackelig. Deshalb suchte ich nach einem möglichst stabilen Stativ mit einem Gewicht unter 2 kg, preisliche Schmerzgrenze 400.- Euro. Um maximale Stabilität zu gewährleisten, sollte es nur drei Beinsegmente (zwei Auszüge) haben. Das Packmaß (Länge im eingefahrenen Zustand) war mir egal. Für Makros wollte ich damals eine umgekehrt montierbare Mittelsäule haben, um die Kamera (kopfüber) in Bodennähe positionieren zu können (darauf würde ich heute zugunsten von Stabilität und Gewichtsersparnis verzichten).

Erfahrungen aus der Praxis

Das Benro Stativ C3570F Carbon hat meine Erwartungen voll erfüllt. Es ist ordentlich verarbeitet, steht sehr stabil und erreicht (ohne Ausfahren der Mittelsäule) die traumhafte Arbeitshöhe von ca. 155 cm (zuzüglich Stativkopf).

Die Klappverschlüsse ermöglichen ein schnelles Einstellen der Auszüge. Auch das Nachkorrigieren zum Ausrichten des Stativs (z.B. in abschüssigem Gelände) funktioniert damit bestens. Die Klappverschlüsse lassen sich auch mit Handschuhen noch gut bedienen.

Die Anstellwinkel der Stativbeine lassen sich anhand von Rasterstufen verändern. Die Schritte sind relativ groß. Der Benro-Mechanismus ist zwar einfach und solide – damit man die Arretierung aber wieder lösen kann, muss man mit einem zusätzlichen Handgriff die Beine entlasten bzw. leicht nach innen klappen. Bei meinem alten Manfrotto-Stativ war die Winkelabstufung feiner und auch das Lösen der Arretierung war durch einen Federhebel technisch besser gelöst.

Die Gummifüße des Benro C3570F sind auf fast jedem Untergrund sehr griffig. Das Werkzeug und die mitgelieferten Spikes habe ich noch nie gebraucht, vielleicht sind sie auf glattem Eis von Vorteil.

Die mitgelieferte Tasche ist hochwertig und schützt die Carbonteile gut vor Kratzern (wichtig, da Carbon aus Fasern besteht, deren Verbund sich bei Beschädigungen der Oberfläche lösen kann). Die Tasche ist länger als das Stativ, so dass auch ein ordentlicher Stativkopf mit hineinpasst. Ein gepolsterter Griff und zwei D-Ringe an den Enden der Tasche sollen die Befestigung der Tasche am Rucksack erleichtern, was nach einigem Probieren auch klappt. Dazu nutze ich einen Karabiner (unten) und einen Spanngurt (oben).

Ein bauartbedingter Nachteil ist beim Transport das große Packmaß von Tasche und Stativ (insgesamt ca. 83 Zentimeter!). Ich nutze einen hohen Tourenrucksack, deshalb komme ich mit dem Packmaß der Stativtasche gut klar. Wer mit einem kleinen Daypack oder Fotorucksack unterwegs ist, wird Schwierigkeiten haben, das lange Benro C3570F stabil am Rucksack zu befestigen. Dafür empfiehlt sich dann eher ein kleineres Stativ oder die Modellvariante mit vier Beinsegmenten.

Das Ummontieren der Mittelsäule des Benro C3570F ist etwas umständlich – bevor man sie herausziehen kann, muss man den Rohrabschluss der Mittelsäule abschrauben, was ohne Werkzeug geht. Dabei kann man allerdings Kleinteile verlieren oder mit dem klebrigen Fett im Gewinde („Chinafett“) in Berührung kommen – keine schöne Lösung, wie ich finde. In der Praxis hat sich ein Bohnensack (Beanbag) beim bodennahen Fotografieren als einfacher erwiesen. Die Mittelsäule nutze ich nur höchst selten.

Benötigtes Zubehör

Im Lieferumfang nicht enthalten ist ein Stativkopf. Ich habe mich für den FLM CB-48FT entschieden, einen großen Kugelkopf mit Hohlkugel, regelbarer Friktion, Panorama- und Tilt-Funktion.

Zusätzlich benötigt man ein Schnellwechselsystem, um die Kamera auf dem Stativkopf montieren zu können. Ich habe ein brauchbares und relativ günstiges Manfrotto-System mit mehreren Platten (eine für Kamera, weitere für Stativschellen).

Mein Fazit

Das Benro C3570F Carbon ist ein großes Stativ für gehobene Ansprüche in puncto Stabilität und Arbeitshöhe bei gleichzeitig möglichst geringem Gewicht. Für denjenigen, der gezielt zum Fotografieren in der Natur unterwegs ist und dabei Brennweiten von über 200 mm einsetzt, ist das Benro C3570F Carbon ein empfehlenswertes Werkzeug. Mein Canon EF 400 f/5.6 L USM trägt es zuverlässig und stabil. Dabei spielt allerdings auch der eingesetzte Kugelkopf (Zubehör) eine entscheidende Rolle. Die Verarbeitung des Stativs ist ordentlich, das Arbeiten mit dem Stativ im Gelände ist angenehm und auch bei Kälte und Nässe und selbst mit Handschuhen gut möglich. Die Ausstattung ist gut und durchdacht, verglichen mit ähnlich ausgestatteten Stativen der bekannten Luxusmarken ist das Benro empfehlenswert und fast schon ein Schnäppchen. Ob Gewicht und Packmaß noch tragbar sind, muss jeder für sich selbst entscheiden – ich persönlich arbeite sehr gerne mit diesem Stativ und nehme es auch auf große Tagestouren mit.

Um auch kleinste Erschütterungen zu vermeiden und maximale Bildqualität zu erzielen, verwende ich meistens die Spiegelvorauslösung der Kamera und wahlweise den Selbstauslöser oder einen Kabel-Timer, um die Kamera berührungsfrei auszulösen.

Nach einem Jahr

Nach einem Jahr intensiver Nutzung kann ich nur sagen: Dieses Stativ war und ist das richtige für mich, es hat sich in allen fotografischen Lebenslagen bewährt und ich nutze es weiterhin sehr gerne. Das ganze Jahr über war es bei meinen Fototouren dabei, bei Kälte und Hitze, im Wasser, im Schnee, auf der Wiese, im Wald und im Gebirge. Ich hatte es sogar auf einem Dreitausender dabei und war froh darüber, es hochgetragen zu haben. Alle Teile funktionieren zuverlässig und problemlos, von der Größe und Stabilität bin ich nach wie vor begeistert und das Gewicht war auch auf längeren Touren für mich nie ein Problem. Nur die Mittelsäule habe ich fast nie gebraucht. Die Stärken des Stativs liegen für mich in der Landschafts-, Panorama- und Tierfotografie. In der Makrofotografie (Schwerpunkt Pflanzen) bin ich mittlerweile auf einen Bohnensack umgestiegen, um in Bodennähe zu arbeiten, weil ich damit einfacher klarkomme und beweglicher bin.

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